Mittwoch, März 22, 2006

Eliteuni

Vor einigen Wochen wurde von der österreichischen Regierung beschlossen, dass eine Elituni gegründet wird - jawohl, gegründet! Ich war eigentlich immer der Meinung, dass sich eine bereits bestehende universitäre Institution durch entsprechende herausragende Leistungen einen Elite-Ruf erwerben und erarbeiten kann, aber dass man soetwas mit Vorsatz gründen kann, war mir neu. Seither wird auf politischer und auch anderer Ebene heftigst über dieses Projekt mit all seinen Aspekten diskutiert. Interessant auch, wie die ganze Sache angegangen wurde - Anfang Februar wurde von der Regierung der Standort bekannt gegeben: Maria Gugging! Wer's nicht kennt, das liegt bei Klosterneuburg und Klosterneuburg liegt bei Wien. In besagtem Maria Gugging gibt es eine Nervenheilanstalt und dieses Areal soll die neue Eliteuni beherbergen, sobald die Nervenheilanstalt ausgezogen ist. Nachdem die Standortentscheidung bekannt gegeben worden war, zogen sich gleich einmal die beiden Initiatoren, zwei Wissenschaftler, beleidigt zurück. Der Wiener Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) war auch beleidigt, weil die beiden anderen zur Wahl stehenden Standorte, die sich innerhalb der Wiener Stadtgrenzen befunden hätten, nicht berücksichtigt worden waren und er gegenüber dem niederösterreichischen Landeshauptmann Erwin Pröll (ÖVP) den Kürzeren gezogen hatte. Pikanterweise haben die beiden ja sonst ein ganz gutes Einvernehmen, was an sich für politische Gegner erstaunlich ist, aber die beiden verbünden sich immer dann, wenn es darum geht, auf Landesebene und als Bundesländer (in diesem Fall Niederösterreich und Wien) gegen die Bundesregierung zu opponieren. Und dann kam ausserdem der für diese Elite-Institution ins Auge gefasste Namen abhanden, indem sich Wittgensteins Erben weigerten, seinen Namen für diese Sache herzugeben. Also, Fehlstarts auf allen Ebenen. Der Standard hat mittlerweile hier alle relevanten Artikel gesammelt. In einem Interview mit Hannes Androsch haben mir ein paar Aussagen gefallen:

Bei uns werden die Universitäten ausgehungert. Man braucht sich ja nur den Zustand der TU in Wien anschauen, rein baulich, und sich vor Augen führen, dass die ETH Zürich bei einem Drittel weniger Hörer ein fünfmal so großes Budget hat. Kein Wunder, dass sie Exzellenz-Status hat. Die Universitätsreform in Österreich ist unter diesen Umständen eine teilautonomisierte Verwaltung von skandalösen Mängeln.

Welcher Standort auch immer, Maria Gugging oder Maria Taferl: So eine Einrichtung gehört mit bestehenden Universitäten verknüpft.

Studiengebühren einzuführen und die Leistungen zu verschlechtern, das sind doch groteske Zustände. So ein Leistungsangebot oder Nichtleistungsangebot rechtfertigt keine Studiengebühren.

Meine Zustimmung...

1 Comments:

Anonymous Anonym said...

“...vorsätzliche Gründung einer Elite-Uni...” *brüll* - ich habe herzlich gelacht. Eine Politposse, wie sie nur Wien liefern kann.

23 März, 2006 10:42  

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